Angst vor der Freiheit
Alfred* kannte lange nur das Recht des Stärkeren auf den Straßen Leóns. Wie so viele Jugendliche geriet er in den Strudel aus Gewalt, Drogen, Waffen und kriminellen Banden – und landete im Gefängnis.
Kurz vor der Haftentlassung bekam er große Panik – vor der Freiheit! Er hatte keinen Schulabschluss, schon gar keine Ausbildung, dafür einiges auf dem Kerbholz. Also randalierte Alfred in seiner Zelle, um weiter in Haft bleiben zu können.
Eine zweite Chance bei Don Bosco
Doch Alfred hatte Glück: Das Gefängnispersonal hatte von Don Bosco und dem Rehabilitierungsprogramm für straffällig gewordene Jugendliche gehört und stellte den Kontakt her. Kurz darauf besuchte ein Don Bosco Sozialarbeiter Alfred. Er hörte sich seine Sorgen an und stellte ihm das Projekt „Construyendo sueños“ vor.
Die „Stadt der Kinder“
In León gibt es schon seit 1961 eine „Stadt der Kinder“. Die „Ciudad del Niño“ ist ein Don Bosco-Wohnheim, in dem Straßenkinder ein neues Zuhause finden. Sie können dort Erlebtes und Erlittenes verarbeiten, die Schule nachholen und eine Ausbildung absolvieren. Außerdem bietet Don Bosco eine Ganztagsbetreuung mit Spiel, Sport, Mahlzeiten und psychologischer Betreuung an.
„Construyendo sueños“ – „Träume verwirklichen“
Seit zwei Jahren sind das Wohnheim und einige der vorhandenen Lehrwerkstätten jungen Menschen wie Alfred vorenthalten: Jugendlichen zwischen 14 und 22 Jahren, die im Gefängnis waren, ohne Schulabschluss, ohne berufliche Perspektive. Das Don Bosco-Projekt setzt da an, wo die staatliche Wiedereingliederung aufhört: nach Verbüßen der Haft. In der „Stadt der Kinder“ finden jedes Jahr 112 straffällig gewordene Jugendliche Halt und können das Leben neu lernen.
Alfred soll selbst entscheiden, ob er diesen Weg gehen will. Denn dafür muss er bereit sein, der Kriminalität und der Gewalt den Rücken zu kehren, die Finger von den Drogen zu lassen und hart an sich zu arbeiten. Alfred möchte das unbedingt schaffen, denn auch er hat einen Traum, den er verwirklichen möchte: Er würde gern eine eigene kleine Werkstatt betreiben.
Aller Anfang ist schwer
Im Wohnheim beginnt die harte Arbeit damit, sich wieder an Regeln, Absprachen und Uhrzeiten zu gewöhnen. Noch schwerer ist es, körperlich wieder fit und gesund zu werden: Eine ausgewogene Ernährung, medizinische Untersuchungen, das Behandeln erlittener Verletzungen und ein begleiteter Drogenentzug helfen dabei.
Die Pädagoginnen und Pädagogen und Psychotherapeutinnen und -therapeuten im Wohnheim sind jederzeit ansprechbar. In Einzelsitzungen erarbeiten sie mit den Jugendlichen ihren ganz individuellen Reintegrationsplan. Auf Alfreds Plan stehen neben therapeutischen Angeboten auch ein schulischer Brückenkurs, um Lernlücken zu schließen.