Mexiko: Auszubildende bei der Holzbearbeitung

Das Leben neu lernen

In Mexiko werden schon 14-jährige Straftäterinnen und -täter mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft. Nach der Haft stehen sie oft vor dem Nichts. In León hilft Don Bosco straffällig gewordenen Jugendlichen geduldig mit einer Mischung aus Schule, Ausbildung und Therapie ins Leben zurück.

Angst vor der Freiheit

Alfred* kannte lange nur das Recht des Stärkeren auf den Straßen Leóns. Wie so viele Jugendliche geriet er in den Strudel aus Gewalt, Drogen, Waffen und kriminellen Banden – und landete im Gefängnis.

Kurz vor der Haftentlassung bekam er große Panik – vor der Freiheit! Er hatte keinen Schulabschluss, schon gar keine Ausbildung, dafür einiges auf dem Kerbholz. Also randalierte Alfred in seiner Zelle, um weiter in Haft bleiben zu können.

Eine zweite Chance bei Don Bosco

Doch Alfred hatte Glück: Das Gefängnispersonal hatte von Don Bosco und dem Rehabilitierungsprogramm für straffällig gewordene Jugendliche gehört und stellte den Kontakt her. Kurz darauf besuchte ein Don Bosco Sozialarbeiter Alfred. Er hörte sich seine Sorgen an und stellte ihm das Projekt „Construyendo sueños“ vor.

Die „Stadt der Kinder“

Mexiko: Jugendliche vor einem Gebäude der "Stadt der Kinder"
Mexiko: Jugendliche in der "Stadt der Kinder"

In León gibt es schon seit 1961 eine „Stadt der Kinder“. Die „Ciudad del Niño“ ist ein Don Bosco-Wohnheim, in dem Straßenkinder ein neues Zuhause finden. Sie können dort Erlebtes und Erlittenes verarbeiten, die Schule nachholen und eine Ausbildung absolvieren. Außerdem bietet Don Bosco eine Ganztagsbetreuung mit Spiel, Sport, Mahlzeiten und psychologischer Betreuung an.

„Construyendo sueños“ – „Träume verwirklichen“

Seit zwei Jahren sind das Wohnheim und einige der vorhandenen Lehrwerkstätten jungen Menschen wie Alfred vorenthalten: Jugendlichen zwischen 14 und 22 Jahren, die im Gefängnis waren, ohne Schulabschluss, ohne berufliche Perspektive. Das Don Bosco-Projekt setzt da an, wo die staatliche Wiedereingliederung aufhört: nach Verbüßen der Haft. In der „Stadt der Kinder“ finden jedes Jahr 112 straffällig gewordene Jugendliche Halt und können das Leben neu lernen.

Alfred soll selbst entscheiden, ob er diesen Weg gehen will. Denn dafür muss er bereit sein, der Kriminalität und der Gewalt den Rücken zu kehren, die Finger von den Drogen zu lassen und hart an sich zu arbeiten. Alfred möchte das unbedingt schaffen, denn auch er hat einen Traum, den er verwirklichen möchte: Er würde gern eine eigene kleine Werkstatt betreiben.

Aller Anfang ist schwer

Im Wohnheim beginnt die harte Arbeit damit, sich wieder an Regeln, Absprachen und Uhrzeiten zu gewöhnen. Noch schwerer ist es, körperlich wieder fit und gesund zu werden: Eine ausgewogene Ernährung, medizinische Untersuchungen, das Behandeln erlittener Verletzungen und ein begleiteter Drogenentzug helfen dabei.

Die Pädagoginnen und Pädagogen und Psychotherapeutinnen und -therapeuten im Wohnheim sind jederzeit ansprechbar. In Einzelsitzungen erarbeiten sie mit den Jugendlichen ihren ganz individuellen Reintegrationsplan. Auf Alfreds Plan stehen neben therapeutischen Angeboten auch ein schulischer Brückenkurs, um Lernlücken zu schließen.

Hoffnung für die Zukunft

Anschließend kann Alfred mit einer praktischen Ausbildung beginnen. Die Don Bosco-Ausbildungskurse sind auf den lokalen Arbeitsmarkt ausgerichtet und persönlichkeitsbildend. Die jungen Erwachsenen können sich an ihren Stärken orientieren und verborgene Talente und Leidenschaften entdecken.

Alfred möchte seinen Traum von einer eigenen Werkstatt verwirklichen. Deshalb wird er die Ausbildung in Maschinen- oder Werkzeugtechnik absolvieren – er hat sich noch nicht ganz entschieden. Momentan belegt er erstmal einen Englischkurs – ein zusätzliches Angebot von Don Bosco, wie auch Gemüseanbau oder das Konditorhandwerk.

Wiedereingliederung nach der Ausbildung

Nach bestandener Ausbildung bekommen die Jugendlichen Unterstützung bei der Jobsuche und werden sechs Monate lang weiter begleitet. Um die Jobchancen nach bestandener Ausbildung weiter zu erhöhen, arbeitet Don Bosco seit der Gründung der „Stadt der Kinder“ mit lokalen Unternehmen zusammen. Sie werden für die besondere Lebenssituation der ehemaligen Inhaftierten sensibilisiert und aktiv in deren Entwicklungsschritte eingebunden.

Don Boscos Beitrag zu den SDGs

Don Bosco überzeugt

Auch staatliche Behörden, andere lokale Akteure und NGOs sind vom ganzheitlichen Ansatz Don Boscos überzeugt. Die Mischung aus Schule, Therapie, Sport und Persönlichkeitsstärkung fängt die Jugendlichen nach der Haft auf. Vor allem die Möglichkeit, direkt im Anschluss eine Ausbildung zu machen, ist in Mexiko neuartig – und sichert den Erfolg.

„Construyendo sueños“ ist die passende Antwort auf die steigende Gewalt in der Gesellschaft und bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Vorbildcharakter.

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