Sierra Leone ist reich an Rohstoffen und zählt doch zu den ärmsten Ländern der Erde. Gerade, als nach vielen Jah- ren Bürgerkrieg ein Friedensvertrag so etwas wie Aufbruchstimmung verbreitete, schlug Ebola mit voller Wucht zu: Tausende Tote, unzählige Waisen, wirtschaftlicher Rückschritt. Gerade die jungen Menschen leiden unter den schlechten Bildungs- und Zukunfts- chancen. Mitten im Bürgerkrieg eröffneten die Salesianer Don Boscos das Jugendhilfezentrum „Fambul“ in der Hauptstadt Freetown. Ihr dringendstes An- liegen seinerzeit: Aufnahme und Rehabilitation von Kindersoldaten. Mittlerweile kümmern sich in sieben Programmen rund 115 Mitarbeitende, überwiegend Sozialarbeiter, um Kinder, die auf der Straße leben, sich prostituieren oder misshan- delt werden. Während der Ebola-Pandemie 2014 wuchsen Bruder Lothar Wagner SDB, der damalige Leiter des Zentrums, und sein Team über sich hin- aus und leisteten dringende Nothilfe. Mit einem umgebauten Linienbus fahren die Sozialarbeiter regelmäßig die Treffpunkte der Straßenkinder an und bieten Unterstützung: mit einem Gebet, einer warmen Mahlzeit, mit einem offenen Ohr – und einem ersten Schritt in ein neues Leben in Sicherheit. Augustas Weg Von der Kinderprostituierten zur Unternehmerin 5 Augusta vertraute ihrem Onkel, den sie gut kannte. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf auf dem Land, versprach er der damals 16-Jährigen, ihr in Freetown eine Ausbildung zu finanzieren. Es ist in Westafrika nicht ungewöhnlich, dass sich Familienmitglieder um die Kin- der ihrer Geschwister oder Anverwandten kümmern. die Selbstachtung raubten. Dass sie aus diesem Teufels- kreis aussteigen konnte, verdankt sie den Salesianern Don Boscos. Sie traf auf einen der Sozialarbeiter, der sie in das Schutzzentrum „Don Bosco Fambul“ einlud. „Fambul“ heißt Familie Doch kaum war Augusta in der Hauptstadt Sierra Leones angekommen, brach ihr Onkel sein Versprechen. Ent- täuscht stand sie da, ohne Job, ohne Ausbildung, ohne Familie. Wie so viele junge Mädchen in Freetown sah sie nur eine Möglichkeit, um zu überleben: Sie verkauf- te ihren Körper. Bis zu fünf Freier hatte sie am Tag, die durchschnittlich nur zwei Euro bezahlten. Sie aber in jeder denkbaren Weise misshandelten und beleidigten, ihr fast Augusta ergriff die Chance und begann eine sechsmonati- ge Ausbildung zur Köchin. Die Sozialarbeiter des Zentrums halfen ihr bei der Wohnungssuche. Mit frisch zubereiteten Speisen, die sie auf der Straße verkaufte, verdiente die talentierte junge Frau schnell ihr eigenes Geld. „Ich bot meine Waren vom Kopf aus an, so wie es bei uns Tradi- tion ist, Dinge zu transportieren. Ich buk frisches Brot, kochte Reisgerichte oder bereitete traditionellen Fisch