Erfahrungsbericht Agatha

Mädchen sein – rechtlos sein

Es lebt sich für niemanden leicht im bitterarmen Sierra Leone. Doch Mädchen haben es ganz besonders schwer. Von Geburt an sind sie weniger wert als ihre Brüder, haben praktisch keine Rechte und werden oft gnadenlos ausgebeutet. Häufig werden sie selbst von ihren Angehörigen geschlagen, missbraucht oder gegen ihren Willen viel zu früh verheiratet. „Die bittere Wahrheit ist, dass in Sierra Leone ein Hund oftmals mehr respektiert wird als die Mädchen“, betont Pater Jorge Crisafully SDB, der Don Bosco Fambul in der Hauptstadt Freetown leitet.

Krank an Körper und Seele

Um sich zu retten, fliehen die Mädchen auf die Straße. Doch auch da sind sie nicht sicher. Hunderte von ihnen fristen dort ein erbärmliches Dasein. Manche werden von Zuhältern gezwungen, sich zu prostituieren. Andere verkaufen ihre Körper, um nicht zu verhungern, so wie Agatha. Eines Abends liest Pater Jorge das junge Mädchen buchstäblich im Rinnstein auf. Es wurde missbraucht, ist krank und hat eben erst ein Kind geboren. Pater Jorge bringt Mutter und Tochter im Schutzhaus unter, das Don Bosco für missbrauchte minderjährige Mädchen in Freetown errichtet hat – und rettet ihnen damit das Leben.

Don Bosco – die Chance auf ein besseres Leben

Im Schutzhaus sind Agatha und ihr kleines Mädchen sicher. Zum ersten Mal seit Langem kann die junge Mutter ohne Angst schlafen. Sie darf sich endlich wieder satt essen. Sie und ihr Baby werden medizinisch betreut. Sie begegnet Menschen, die nicht urteilen und sie respektieren, so wie sie ist. Agatha bleibt, denn sie will für sich und ihre Tochter ein besseres Leben.

Heim zur Familie

„Im Schutzhaus lernen die Mädchen ein Zuhause und Familienstrukturen kennen. Unser Ziel ist es, den Mädchen eine Zukunft jenseits von Prostitution zu geben“, erklärt Pater Jorge. Don Bosco stärkt die Mädchen und jungen Frauen und sorgt dafür, dass sie zur Schule gehen. Darüber hinaus unterstützt Don Bosco die Kinder und Jugendlichen, dass sie wieder zu ihren Familien zurückkehren können – jedoch nur dann, wenn sie in ihrem Heimatdorf vor weiteren Übergriffen sicher sind. Diejenigen Mädchen, die nicht heimkönnen, finden ein Zuhause in einem anderen Don Bosco Zentrum.

Den Mädchen eine Stimme geben

Damit Mädchen wie Agatha und ihre kleine Tochter die Chance auf eine Zukunft haben, kämpft Don Bosco für deren Rechte. Sie sollen nicht länger Gewalt erdulden müssen und missbraucht werden! Um das zu erreichen, gewinnt Pater Jorge Justiz und Politik, damit der Missbrauch und die Kinderprostitution endlich ein Ende finden. Agatha geht jetzt zur Schule. Später möchte sie eine Ausbildung zur Friseurin machen, damit sie für sich und ihre kleine Tochter sorgen kann. Was sie sich jedoch am meisten wünscht, ist, dass ihr Mädchen nie das erleben muss, was sie erlitten hat.