Unschuldig zwischen den Fronten
Wie so viele Kinder im fußballverrückten Mexiko hat auch Francisco* (Name geändert) in der großen Pause nur ein Ziel: den Bolzplatz. Dass der Achtjährige heute fröhlich dem Ball hinterherjagt, war vor einigen Monaten noch nicht denkbar, denn Francisco hat Schreckliches erlebt.
Am helllichten Tag
Francisco hüpft fröhlich an der Hand seiner Mutter, während seine kleine Schwester auf dem Arm des Vaters schläft. Die Familie spaziert vom Einkaufen nach Hause, als plötzlich Schüsse fallen. Zwei Drogengangs tragen ihre Rivalität am helllichten Tag aus. Eine Kugel bohrt sich durch den Kopf des Mädchens. Es ist sofort tot. Die Schulter des Vaters ist zertrümmert. Francisco ist traumatisiert. Er und seine Familie landeten vollkommen unschuldig zwischen den Fronten.
Grausamer Alltag
Die Tragödie von Franciscos Familie ist in der Stadt Sahuayo trauriger Alltag. Denn Mexiko gerät immer stärker in den Sog der Drogenmafia. Die Menschen hier sind arm. Es gibt kaum Arbeit, nur wenige Kinder besuchen die Schule. Drogenkartelle winken mit schnellem Geld und Macht. Immer jüngere Kinder werden als Kuriere und für Botengänge angeworben. Sie drohen damit in die Gewaltspirale abzurutschen. Oder zu früh zu sterben: Denn wer sich einer Gang anschließt, lebt im Schnitt nur noch drei Jahre.
Perspektive geben – jenseits der Gewalt
Viele der 600 Schülerinnen und Schüler der Don Bosco-Schule in Sahuayo haben bereits Gewalt erlebt. Manche waren selber Drogenkuriere. Damit das nicht ihre einzige Perspektive bleibt, bietet ihnen Don Bosco Bildung vom Kindergarten bis zum Abitur oder eine Ausbildung. Francisco ist einer der Grundschüler. Nach der Tragödie wurde er liebevoll betreut und lernt, das Erlebte zu verarbeiten. Er verbringt hier auch seine Freizeit, spielt und bastelt. Auch viele andere Schülerinnen und Schüler nutzen die Sicherheit des Schulgeländes. Bei Spiel und Sport lernen sie Respekt, fairen Umgang miteinander und wie sie Konflikte gewaltfrei lösen. Für Francisco sind die Eimer, die im Gang stehen, ein willkommener Parcours mit seinem Fußball. Er umkurvt sie begeistert. „Das Dach ist undicht“, erklärt er achselzuckend.
Pater Francisco González Roque SDB Leiter der Don Bosco-Schule
