Uganda: Schneiderin beim Zuschnitt im Bildungszentrum Kamuli

Junge Frauen in Uganda- auf dem Weg in die Selbständigkeit

Das traditionelle Rollenverständnis raubt Mädchen und jungen Frauen in Uganda jede Perspektive - Don Bosco ebnet ihren steinigen Weg.

Hoffnung im Nichts

Drei bis vier Stunden braucht man mit dem Auto von der Hauptstadt Kampala nach Kamuli im Osten Ugandas. Eigentlich sind es nur 150 km, doch es gibt kaum feste Straßen und die führen lange Zeit durchs Nichts. Das Nichts ist Alltag für die Menschen, die hier leben: Kein fließendes Wasser, kein Strom, keine Einkommensmöglichkeiten, keine Zukunft. Viele Familien leben vom Ertrag eines kleinen Stückchens Land oder der Viehhaltung und kommen so eben über die Runden. Alle müssen für das Schulgeld der Kinder mit anpacken und mit etwas Glück darf auch mal eine Tochter zur Schule gehen. Denn wie in vielen ländlichen Regionen Ugandas herrschen auch hier weiterhin traditionelle Geschlechterrollen vor. Mädchen werden früh verheiratet oder diskriminiert. 

Ausbildung als große Chance

Die 21-jährige Nafaika hatte als Erstgeborene von sechs Kindern die Chance, zur Schule zu gehen. Dann starb ihr Vater und es wurde immer schwieriger für die Familie, den Alltag zu meistern und vor allem die Schulgebühren aufzubringen. Nafaika musste zu Hause bleiben, der Mutter im Haushalt helfen und sich um ihre kleinen Geschwister kümmern. Doch sie bekam eine zweite Chance: mit einem der Stipendien, die Don Bosco nur an Mädchen und Frauen vergibt! Das hieß zwar Abschiednehmen auf Zeit von der Familie, aber Nafaika griff zu. Hochmotiviert stürzte sie sich in die Ausbildung zur Schneiderin – um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. 

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal selber Kleider schneidern kann. Es macht so großen Spaß! Ich kann kreativ sein und lerne jeden Tag etwas Neues – und kann damit sogar meiner Familie helfen!
Nafaika, 21 Jahre Schneiderin im Berufsbildungszentrum

Mit Bravour und Stärke

Nafaika meisterte die Ausbildung gut und ist talentiert. Sie ist so gut, dass sie einen festen Arbeitsplatz am Zentrum bekommt. So kann sie ihre Fähigkeiten weiter ausbauen und gleichzeitig Geld verdienen, um ihre Familie zu unterstützen. „Sie ist ein Mädchen voller Freude und Optimismus“, berichtet Pater Denis Habamungu, Direktor des Don Bosco Zentrums. Und sie hat gezeigt, dass Frauen in Uganda „ihren Mann“ stehen können.

Ganzheitliche Förderung der Persönlichkeit

Im Don Bosco Zentrum in Kamuli geht es nicht nur um Ausbildung, sondern auch darum, den jungen Frauen Selbstbewusstsein und Stärke mitzugeben. Nur so können sie sich den männlichen Respekt erarbeiten, den sie verdient haben und die Wahrnehmung der Frauen im Land verändern. 

Bildung, Bildung, Bildung

Don Bosco bringt Jugendliche in Kamuli seit 1994 auf den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft. Das Berufsbildungszentrum St. Joseph Vocational Training Center ist das einzige weit und breit und bietet den Azubis neben den Lehr- und Klassenräumen auch Unterkunft. Denn für viele ist der Weg nach Hause zu weit und ihre Eltern sind froh, einen Esser weniger versorgen zu müssen. Aktuell werden elf Ausbildungsgänge angeboten, zu denen Schreinerei, Schneiderei, Maurerhandwerk, Friseur / Kosmetik, Büroausbildung, Elektrik und Installation / Metallverarbeitung und Kfz-Mechatronik gehören. Ergänzt wird das ganzheitliche Angebot durch Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Gegen Abend und am Wochenende wird es lebendig auf dem Fußball- und Basketballplatz: Dann kommen auch die Kinder und Jugendlichen aus dem Ort und messen sich mit den Azubis. Eine kleine Farm trägt zur Eigenversorgung mit Lebensmitteln bei. Und was besonders gut gelingt: Das Ausbildungsangebot ist auf den lokalen Arbeitsmarkt und zukünftige Selbständigkeit zugeschnitten. Mit dem staatlich anerkannten Abschluss halten die Absolventen den Schlüssel zu einer sicheren beruflichen Zukunft in der Hand.

Die Mädchen lernen, zielstrebig zu sein und sich in der Gesellschaft durchzusetzen. Außerschulische Aktivitäten, wie Sportwettkämpfe, dienen dabei der Stärkung des Selbstbewusstseins, dem Umgang mit Konkurrenzsituationen und schulen den Teamgeist.
Pater Denis Habamungu Direktor des Don Bosco Zentrums